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Fünf Jahre Mama – Ein bittersüßes Jubiläum

Fünf Jahre.
Ein halbes Jahrzehnt.
Eine Handvoll Leben.

Meine älteste Tochter ist fünf geworden. Und während sie fröhlich ihre Kerzen ausbläst, stehe ich daneben mit einem Lächeln auf den Lippen – und einem Kloß im Hals.

Fünf Jahre Muttersein.
Fünf Jahre voller Freude, Glück und Stolz. Aber auch fünf Jahre voller Abschiede, Veränderungen und einer leisen, beständigen Melancholie darüber, wie schnell die Zeit vergeht.

Ein Stück mehr Unabhängigkeit für uns beide

Mit jedem neuen Entwicklungsschritt wird meine Tochter selbstständiger. Sie zieht sich alleine an, sie bringt ihr Geschirr in die Küche, sie stellt so viele Fragen. Ich bin so glücklich, die Mama dieses kleine, großartigen Mädchens sein zu dürfen. Ich bin dankbar, sie bei ihren Entwicklungsschitten begleiten zu dürfen und zu feiern, wenn ihr Dinge leichter fallen als noch ein paar Monate vorher.

Sie wird Schritt für Schritt selbstständiger. Und auch ich durfte in den fünf Jahren meiner Mutterschaft lernen unabhängiger zu werden. Unabhängiger von den Blicken und Erwartungen anderer, unabhängiger von veralteten Vorstellungen von Erziehung und Elternschaft, unabhängiger von meinem Wunsch nach Kontrolle. Ich durfte in kleinen Schitten freier werden. Innerlich freier im Chaos, in der Hilflosigkeit und Ohnmacht der Mutterschaft. Innerlich freier in der Akzeptanz der Dinge, die ich nicht beeinflussen kann, bei gleichzeitiger Verantwortungsübernahme für die Dinge, die ich mitgestalten kann. Innerlich freier in der täglichen Erfahrungen jeden Tag mein Bestes und größtes Maß an Liebe zu geben und gleichzeitig immer wieder an Ungeduld und Lieblosigkeit zu scheitern.

Ich habe in den bisherigen fünf Jahren meiner Mutterschaft so viel über das wahre Leben und das echte Lieben gelernt wie in all meinen Jahren in Kirche, Studium und Ausbildung zusammen nicht. Und ich bin im Lernen der beständigen Liebe und Besonnenheit freier geworden als je zuvor.

Das Muttersein ist eine eigenartige Mischung aus Stolz und Traurigkeit, Dankbarkeit und Freude. Diese ersten Jahre mit meinem ersten Kind. Sie sind so intensiv, so anstrengend und so wunderschön, und doch schmelzen sie dahin wie Schokolade in der Sonne.

So viel Liebe, so viel Überforderung

Ich denke an so viele Momente der letzten fünf Jahre. Festgehalten in verschwommenen Fotos und in meinem Herzen. So viele Momente des Glücks und so viele Momente der Überforderung und des Frustes. All diese Momente sind vergänglich und fliegen davon wie der Wind. Sie ermutigen mich, so viele Momente wie möglich bewusst zu Erleben. Und die ermutigen mich weiterhin nach einer Balace zu suchen zwischen meinem Bestmöglichen und der Akzeptanz meiner menschlichen Fehlbarkeit.

Für mich ist das eines der schwierigsten Dinge in der Elternschaft: Einen Umgang damit zu finden, dass ich diesen kleinen, wunderbaren Menschen, die ich auf dieser Welt am meisten liebe, nicht immer nur das Beste von mir geben kann.

Ich wünschte, mehr Mütter hätten über die Unsicherheiten, Fehler und Gefühle der Überforderung gesprochen. Darüber, dass jede Mutter immer wieder an ihre Grenzen kommt. Dass es okay ist, nicht immer alles richtig zu machen.

Ich erinnere mich daran, wie ich in den ersten Monaten und auch heute immer wieder denke, ich müsse alles perfekt machen. Wie ich stundenlang entwicklungspsychologische Fachliteratur sowie Schlafberatungsbücher welzte und nach Antworten auf Fragen suchte, die sich eigentlich nur mit Zeit und Erfahrung beantworten ließen.

Und jetzt, nach fünf Jahren, weiß ich: Perfekte Mütter gibt es nicht. Und perfekte Mütter sind auch nicht das Ziel. Es wäre für unsere Kinder gar nicht gut, die perfekte Mutter zu haben. Wir brachen Ecken und Kanten, an denen sich unsere Kinder reiben können. Wir dürfen ihnen ein Vorbild darin sein, Fehler zu machen, Verantwortung zu übernehmen, sich zu entschuldigen und zu lernen, es beim nächsten Mal ein klein bisschen besser zu machen. Wir Eltern, die lernen, gnädig mit ihrer eigenen Fehlbarkeit zu sein, sind das beste Vorbild darin, dass ihre Kinder lernen, gnädig mit sich selber zu sein. Wie viel wertvoller für das Leben und den Selbstwert unserer Kinder, als ihnen die niemals mögliche perfekte Mutter sein zu wollen.

Ich bin dankbar in diesem Prozess der Mutterschaft den Gott in meinem Herzen zu haben, der meine Liebe weit übersteigt. Der mir in den Momenten der Überforderung den Atem zur durchatmen schenkt, der mich lehrt, gnädig zu sein – mit meinem Kind, und besonders mit mir selbst.

Der Wert der kleinen, unspktakulären Momente

Seit ich selber einen Alltag gestalte und besonders, seit ich die Kindheit meiner Kinder mitgestalte, erlebe ich, wie wertvoll die alltäglichen, unspektakulären Momente sind.

Das Kuscheln beim Zubett gehen. Die Geduld beim Anziehen. Das Zuhören, bis das Kleinkind beim Erzählen die richtigen Worte gefunden hat. Das Picknicken im Park. Der Start in den Tag als Familie. Das Toben im Bett. Das Vorlesen. Das aufgebrachte Verständis. Das sich Zuhören und Anschauen. Nicht nur mit den Kindern, sondern im besten Fall auch mit ihrem Papa. Denn Geborgenheit und Sicherheit für die Kinder beginnt bei ihren Eltern.

Für mich ist die Zeit der Kindheit meiner Kinder eine Zeit der Wertschätzung für eine einfache und unspäktakuläre Alltagsliebe geworden.

Von Herzen viel Weisheit, Liebe und Gnade auf jedem eurer individuellen Wege.

Eure Julia

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Spannung der Sehnsucht

Was ist das für eine Spannung in mir?

Da ist eine Spannung in mir. Komischerweise nehme ich diese Spannung in Zeiten der Geschäftigkeit weniger wahr. Manchmal scheint sie fast zu verschwinden. Jedoch wird diese Spannung spürbarer, wenn ich ruhiger werde.

Ein interessantes Phänomen

Ich kenne dieses Phänomen. Beim ersten Mal, als mir dieser Zusammenhang aufgefallen ist, war ich etwas verwirrt:

Durch die Ruhe in Gottes Gegenwart wird diese Spannung in mir nicht weniger, sondern mehr. Es ist eine ganz besondere Art der Spannung: Ich bin berührt von Gottes Nähe und spüre die starke Sehnsucht nach mehr. Je mehr ich in seiner Nähe ruhe, desto stärker habe ich das Verlangen danach.

Bin ich jedoch stark beschäftigt und habe immer etwas zu tun, nehme ich diese Spannung der Sehnsucht weniger wahr.

Was hat das zu bedeuten?

Sollte ich dieser Spannung Beachtung schenken, auch wenn ich sie sehr gut überhören könnte?

Viele von uns sind Profis darin geworden, Regungen unseres Herzens zum Schweigen zu bringen. Es ist nicht nur das Streben nach Karriere, Umweltschutz oder Fitness. Christliche Geschäftigkeit eignet sich ebenso hervorragend dazu unser Herz zum Schweigen zu bringen. Und irgendwann nehmen wir diese Spannung in unserem Herzen nicht mehr wahr.

Es sei denn, wir gehen das Risiko ein, ruhig zu werden, Lautstärken runter zu regulieren und hinzuhören.

Dann könnte die realistische Gefahr bestehen, dass wir unser Herz spüren.

Was soll diese unangenehme Regung des Herzens

Ich habe das Gefühl, dass diese Spannung in unserem Herzen uns etwas mitteilen möchte. Ihr Sinn ist es nicht, verdrängt zu werden. Sie kann uns etwas lehren, sonst wäre sie nicht da.

Ein kleines französisches Café

Mit einem Flat White sitze ich in einem kleinen französischen Café namens Madame Tartine in Ehrenfeld.

Ich nehme diese Spannung in mir wahr, das Regen meines Herzens. Oft versuche ich sie schnell wieder zu reduzieren. Meistens mithilfe irgendeiner Form von Aktionismus: gute Bücher lesen, Pläne aufstellen, Aufräumen, Gebetspläne runter beten, mich bei Freunden melden…

Am tückischsten sind christlichen Aktivitäten, die mein Herz zum Schweigen bringen, ohne dass ich es merke:

Flucht nach Vorne

Ich gehe zum Chor, um meine Stimme fit zu halten, den Kontakt zu den Musikern zu vertiefen oder sogar um „etwas für Gott zu tun“. Ich bete, um mich für einen Menschen zu investieren, um sein Schicksal positiv zu beeinflussen, um Gott auf ihn aufmerksam zu machen. Ich tue etwas für einen bestimmten Zweck, um etwas zu erreichen, zu verändern – vielleicht auch einfach um mein Herz zu übertönen. Ich kenne diese Geschäftigkeit. Ich kenne das Flüchten vor der Stimme des eigenen Herzens.

Überrümpelt mit Geschäftigkeit

Mein vergangenes Jahr war angefüllt mit einem Vollzeitjob, langen Arbeitswegen, viel Stau und Wochenendeseminaren.  Äußere Ruhelosigkeit gesellte sich zu innerer Getriebenheit.

Letztere hatte ich in den letzten Jahren – teilweise fahrlässig – angesammelt.

Wohin eine Romanze zwischen Ruhelosigkeit und Getriebenheit führen kann, kann sich jeder ausmalen.

Zwangspause

In den letzten beiden Monaten wurde mir eine Zwangspause auferlegt. Mein Arbeitsvertrag in einer Psychiatrie lief aus. Ich war froh, ihn nicht verlängern zu müssen. Hatte jedoch noch keinen neuen Job.

Die Arbeitssuche gestaltete sich frustrierend. Auf viele Bewerbungen folgten viele Absagen. Die innere Getriebenheit wurde immer stärker. Ich wollte wissen, wann und wie es weitergeht. Und ich wollte meinen Freunden und Bekannten auf die Frage, wie es jetzt weitergehe, etwas Zufriedenstellendes antworten können.

Jedoch sagt weder der berufliche Werdegang noch christliches Engagement viel über den Zustand unseres Herzens aus. Sie eignen sich im Gegensatz dazu jedoch gut, diesen zu übertönen.

Wieso halten wir Pausen so schlecht aus?

Wieso ist das Ruhen in uns selber und Gottes Gegenwart oft so schwer auszuhalten?

Oft neige ich dazu, mein Ruhe in Gott immer wieder zu unterbrechen. Ich schlage ein Zitat oder eine Bibelstelle nach, schreibe eine kleine Nachricht oder virtuelle Listen in meinem Kopf.

So auch jetzt. Ich sitze in diesem wunderschönen Café, spüre diese Spannung in meinem Herzen, schreibe zunächst eine Email, dann Gedanken in mein Notizbuch und nun diesen Text hier.

Oft wandel ich die Spannung meines Herzens in Aktivität um. Das funktioniert gut. Oft nutzen wir diese Spannung, um daraus gute Handlungen entstehen zu lassen.

Mehr als Effizienz

Ich glaube jedoch, dass diese Spannung uns mehr zu sagen hat, als uns zu Effizienz zu drängen. Effizienz scheint mir vielmehr ein Versuch, diese Spannung zu umgehen.

Ich litt an der Frage nach der Effizient, als ich viel zu viele Absagen auf Bewerbungen erhielt und kein klares Ziel hatte. Ich litt an dem Gefühl auf der Stelle zu treten.

Deswegen versuchte ich, die freie Zeit auszukosten. Ich schlief selten lang. Stattdessen laß ich gute Bücher, erledigte Dinge, die im letzten Jahr aufgeschoben wurden, kümmerte mich um die Gründung eines Vereins … ich tat alles, um jedem Tag eine Berechtigung zu geben, in dem ich etwas leistete.

Wie so oft merkt ich: Wer so stark von Selbstrechtfertigung und -maximierung getrieben ist, kann gar nicht zur Ruhe kommen.

Vielleicht ist der Glaube an Gott ein Protest gegen den getriebenen Versuch der Belanglosigkeit entgegenzuwirken. Eine Hoffnung auf mehr als die alltägliche Vergänglichkeit.

Gottes Gegenwart für Zwischendurch

So gab es während der zwei Monate dieser inneren Getriebenheit auch Momente, in denen ich in Gottes Gegenwart zur Ruhe kam. Es tat gut auf- und durchzuatmen.

In seiner Nähe gelang es mir, den Impuls der Effizient etwas aufzuschieben. Meine innere Getriebenheit wurde weniger.

Eine innere Spannung anderer Art

Sie wich einer inneren Spannung anderer Art. Das habe ich schon einmal erlebt.

Diese Spannung brachte mich dazu, meine Zeit auf den Philippinen zu verbringen. Oder war mein Engagement doch eher ein Versuch, diese Spannung zum Schweigen zu bringen?

Ich erlebe diese Spannung in der Begegnung mit Gott, die nicht unter christlicher Geschäftigkeit verschwindet, in einem Lied, bei dem mein Herz mitschwingt, in der Natur, die mir Schönheit offenbart, mit einem guten Buch in der Hand, dessen Worte in meinem Herz nachhallen, in Begegnungen mit Menschen, die durch die Oberflächlichkeiten des Alltags scheinen.

Ein linearer Zusammenhang

Dieses Phänomen der inneren Spannung nehme ich jetzt zum zweiten Mal bewusst wahr:

Meine Sehnsucht nach Gott wird durch die Begegnung mit ihm größer.

Ist das nicht frustrierend?

Wieso sollte ich die Begegnung mit Gott suchen, wenn selbst sie mich nicht zur Ruhe bringt?

Für mich ist diese heilige Spannung ein Zeuge dafür, dass wir für eine tiefe Beziehung zu einem großen Gott geschaffen sind.

Eine tiefe Beziehung, die über alles auf dieser Welt Erfahrbare hinaus geht. In dieser Spannung möchte ich ruhen.

Ruhe in einer unstillbaren Spannung

Ich wünsche mir, mich weniger in nicht befriedigenden Nichtigkeiten zu verlieren. Mein Herz weniger zu verlieren im Treiben dieser Welt – auch dem christlichen Treiben.

Ich wünsche mir, öfter den Zustand der Spannung zu erleben. Die heilige Spannung, die das Ruhen in Gott und die gleichzeitige Sehnsucht nach mehr von ihm mit sich bringt.

Eines der vielen guten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe, war Martin Schleskes „Herztöne“. Darin bezeichnet der begnadete Schriftsteller und Geigenbauer das Phänomen der Selbstmaximierung. Ich kämpfe in meiner Zwangspause mit der Frage nach der Effizienz meines Daseins und lese über „die Heilung von dem Prinzip der Selbstmaximierung“:

Der durch die Gottesliebe geheilte Mensch erkennt: Das Spannende bin nicht ich, sonder das, was in der liebenden Kooperation mit Gott geschieht“ (S. 229).

Weiter beschreibt Schleske, dass wir nicht das sind, was wir tun, sondern, was wir in Gottes Gegenwart sind. Er stellt den Ethos als das geglückte tun, dem Eros, dem glücklichen Sein, gegenüber.

Sich von Gott berufen lassen, das sei Ethos. Sich von Gott lieben lassen, Eros.

Die meisten von uns Streben nach dem Ethos dieser Welt: unsere Berufung. Einige Streben sogar danach, diesen Ethos in Gott zu finden.

Selten jedoch entdecken wir unser Eros, unser geglücktes Sein, indem wir uns einfach von Gott lieben lassen – unabhängig von unserem Ethos.

Kehre zurück, meine Seele, in deine Ruhe, denn der Herr hat dir Gutes getan.“ – Psalm 116,7

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Wenn Gott mich wirklich sieht

Sehnsucht nach Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott

Ich habe euch erählt, dass ich mich auf den Weg nach Frankreich gemacht habe um nach Taizé zu wandern. Auf die Frage meines Mannes, was ich mir davon erhoffen würde, antwortete ich:

Ich wünsche mir die heilsame Gegenwart Gottes zu erfahren.“

Die darauf folgenden neun Tage in Frankreich waren sehr intensiv und wohltuend für mich. Nach einer dreitägigen Wanderung durch Burgund, die sehr an meine körperlichen Grenzen ging, kam ich in Taizé an.

Die Wanderung befreite mich nicht von dem was mir auf der Seele lag, aber sie nahm Dinge weg, die mich davon abhielten mich den wirklich wichtigen Themen zu stellen. Was blieb sind die Dinge, die mich wirklich ausmachen und mit denen sich jede Konfrontation lohnt.

Wenn erstmal nur die Schuld zu sehen ist

Gott gab mir einige Themen die ich durchdenken und mit seinem Licht beleuchten lassen konnte.

Nachdem ich zwei Tage gewandert bin und versucht habe, etwas frei zu werden, habe ich gemerkt, dass jede Konfrontation mit mir selbst mich zu einem Thema führt: zu einer ganz bestimmten Schuld, die mich belastet.

Ich nahm mir die Zeit und setze mich in ein Café um einen Brief zu schreiben. Mir war klar, ich könne dieses Thema auf der Suche nach Gottes Gegenwart nicht beiseite schieben. Vielmehr suchte ich Gottes Gegenwart gerade um diese Last ein für alle Mal lozuwerden. Doch dafür musste ich mich erneut damit auseinandersetzen.

Wenn die Wahrheit weh tut

Ich habe einen zutiefst ehrlichen Brief geschrieben. Dort, schreibend im Café, bin ich bis zu dem Punkt gekommen, an dem ich am tiefsten gefallen bin. An diesem Punkt angekommen fehlten mir die Worte, doch mein Herz fühlte sich etwas leichter an.

Hoffend nach vorne blickend

Nach 2,5 Tagen Wanderung saß ich im Bus nach Taizé und war voller Hoffnung auf die freimachende Gegenwart Gottes. Angekommen in Taizé wurde ich zunächst von den Menschenmassen beim Mittagessen erschagen, die alle die Sommerferien für einen Aufenthalt in Taizé nutzten. Ich brauchte 2-3 Tage um anzukommen.

Am zweite Tag, Sonntag, schrieb ich den angefangenen Brief zu Ende. Mit der Fertigstellung des Briefes habe ich dieses Thema bewusst auf sich beruhen lassen. Ich wollte und habe keinen Gedanken darüber unterdrückt, doch wollte ich mich bewusst auf Gottes Gegenwart und nicht auf meine Unzulänglichkeit fokussieren. Der Schmerz wird nicht geringer, wenn man sich ständig um in kreist.

Gottes Stimme

Ich weiß gar nicht, ob ich zusammenfassen kann, was Gott mir dann alles aufs Herz gelegt hat. Einiges lief parallel und alles wirkt noch weiter in mir.

Schon vor der Reise habe ich angefangen mithilfe der wuppertaler Studienbibel den ersten Teil des Johannesevangeliums durchzuarbeiten. Zu Beginn meiner Reise stand dadurch in meinem Herzen Gottes Wunsch nach Anbetern in „Wahrheit und im Geist und, dass Gottes Herrlichkeit „Wahrheit und Gnade“ ist.

Ich war gewillt Gottes Herrlichkeit der Wahrheit und Gnade in Wahrheit und im Geist zu begegnen. Ich wollte echt sein.

Tagesablauf in Taizé

Es gab dreimal täglich Gebetszeiten. Hierbei wurde Gottes Wort in Form von Gebeten gesungen und Bibelstellen in vielen verschiedenen Sprachen vorgelesen. Zwischendurch gab es immer eine lange Zeit der Stille. Alles ist darauf ausgelegt sich nach Gott auszurichten.

Montag- bis Freitagvormittag wird zudem eine Bibelreflektion von einer Stunde angeboten. Für die Älteren wurde sie diesmal von Bruder Matthew geleitet, der mich sehr begeistert hat. Die erste Bibelreflektion handelte von Genesis 15,1-6: Abraham rang mit Gott und war ehrlich vor ihm. Dies führte zu Glauben. Dieses Ringen ist für mich eine Art der Anbetung in Wahrheit und im Geist. Abraham bringt seine Zweifel vor Gott. Sie drängen ihn zu Gott und nicht von ihm weg.

Blickrichtung

Bruder Matthew hat dabei meinen Gedanken aufgegriffen, dass ein Kreisen um den Schmerz ihn nicht weniger werden lässt:

Kapernikus erkannte, dass die Erde sich um die Sonne dreht und von ihr erleuchtet wird.

Diese schöne Metapher vertiefte den Gedanken, dass wir aufhören sollten uns egoistisch um uns selber zu drehen, sondern uns stattdessen auf die Größe und Güte Gottes fokussieren sollen. Dieser Blickwechsel war sehr heilsam für mich. Hilfreich war dabei, dass in Taizé alles darauf ausgelegt ist, den Fokus immer wieder auf Gott zu richten.

Ich durfte erfahren, dass nicht nur ich nach Gott Ausschau halte, sondern dass Gott mich schon lange sieht. Er weiß genau, was mich beschäftigt und lässt sich ganz individuell auf diese Themen ein.

Vollkommenheit oder gehäuchelte Perfektion?

Bei der dritten Bibelreflektion ging es um Matthäus 19,13-26.

Den in dieser Stelle beschriebenen Wunsch des Mannes vollkommen zu sein kenne ich sehr gut. Vielleicht belastet mich deswegen die zu Beginn beschriebene Last der Schuld so.

Jesus macht in dieser Bibelstelle klar, dass keine Gesetzlichkeit  Vollkommenheit bewirken kann. An anderer Stelle sagt Jesus: „Seid vollkommen wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist.

In beiden Kapiteln lässt sich das griechische Wort „teleios“, das mit Vollkommensein überseztz wurde, nicht mit Perfektion gleichsetzen, sondern mit Ganzheitlichkeit, Balance, Ausgeglichenheit.

Auch hier: Anbeter in Wahrheit und im Geist.

Sagt Jesus uns hier, dass Reichtum unchristlich ist?

Der Mann, der nach Vollkommenheit fragt, hatte sehr viel Besitzt. Jesus entgegnete diesem, dass kein Reicher das Reich Gottes „erlangen“ kann, auch wenn er sonst viel erreicht zu haben scheint.

Hier geht es meiner Meinung nach nicht um Reichtum, sondern um das eigenständige Erarbeiten.

Das Reich Gottes kann nicht „erreicht“ werden, es muss „empfangen“, geschenkt bekommen werden.

Beauty of Simplicity

Weiterführend gab uns Bruder Matthew an diesem Tag einen Text über „Simplicity – Leben in Einfachheit“ mit. Damit sprach Gott so ganz nebenbei an, dass ich auch hierbei etwas Balast abgeben könnte. Materiellen – als auch inneren Balast. Ich bin gut darin inneren Balast anzuhäufen.

Bei der Auseinandersetzung hiermit konnte ich das erste Mal schreiben „ich glaube ich bin bereit loszulassen“ und meinte damit die Sache von der der Brief zu Begin meiner Reise handelte. Der Bereitschaft loszulassen folgte einem Hilferuf: „Herr, nimm! Bitte nimm weg. Mach mich frei!“

Und jetzt soll ich einfach so zurück in den Alltag?!

Während des Tages fragte ich mich, wie ich in zweit Tagen zurück in meinen Alltag gehen solle. Und ich merkte: die Zeit hier in Taizé war eigentlich zu kurz.

Zu Gast bei den Bründern

Abends haben die Brüder ein paar Leute in ihr Haus eingeladen. Irgendwie war ich dabei. Was für eine Ehre! Die Brüder haben uns Tee gemacht und Butterbaguette geschmiert.

Es war so eine demütige Atmosphäre. Diese dienende Haltung hat mich tief berührt. Bruder Alois, der jetztige Leiter von Taizé, hielt eine kurze Ansprache und sagte u. a. „when things are getting to easy you are not creative anymore.“ Das gab mir Mut schwierige und anstrengende Situationen meines Lebens als Herausforderungen in einem neuen Licht zu sehen.

Eine Herzenshaltung

Dies war nicht die einzige Antwort Gottes auf meine Frage, wie ich zurück in den Alltag gehen soll. Gott durchdachte die Aussage von Bruder Alois und den Eindruck der demütigen Haltung der Brüder am nächsten Morgen weiter.

Planmäßig sollte diese Bibelreflexion mit Bruder Matthew meine letzte sein. Ich wollte Freitagmorgen nach dem Frühstück mit dem Bus weiterziehen. Es ging um Matthäus 20,20-28: „wer bei euch groß sein will, soll euer Diener sein.“ (Vers 26). Das griechische Wort für „Diener sein“ übersetzte Bruder Matthew mit „taking care for others in household duty“.

Das hat mich sehr berührt, denn das tue ich gerade und genau hier fragte ich mich: „Wie gehe ich dorthin zurück?“ Und Jesus sagte: „mit einer dienenden Haltung“.

Weiter geht der Text in Vers 27 mit: „und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.“ Sklave übersetzte Bruder Matthew hier mit „someone listening and acting according to that“.  Hierbei griff Bruder Matthew Psalm 86,11 auf, der unser Trauvers ist. Er bezeichnete ihn als demütiges Gebet aus reinem Herzen:

Weise mir, Herr, deinen Weg, lass mich wandeln in deiner Wahrheit. Richte mein Herz auf das eine (undivided heart), dass ich deinen Namen ehre.“

Dieses hingebungs- und herausfordernde Gebet möchte ich nicht nur um meinen Finger, sondern auf meinem Herzen tragen.

Gottes Wertschätzung – er sieht mich

Gott sprach mit mir genau über die Dinge, die für mich gerade so relevant waren. Das lies mich so krass spüren, dass ich gesehen und wertgeschätzt werden. Gott schenkte mir dadurch so viel Freiheit in diesen Gebieten.

Die Bibelrelfexionen mit Bruder Matthew fand ich so inspirierend, dass ich meine Pläne spontan geändert habe. Am nächsten Tag bin ich statt mit dem Bus vor der Relfexion zu Fuß nach der Reflexion weitergezogen.

Wir sprachen anhand Matthäus 26, 36-46 darüber, wie Jesus sich mit seiner größten Angst auseinandersetzte. Es trieb ihn ins Gebet. Dadurch fand er die Stärke der Ralität ins Auge zu blicken und zu seinen Jüngern zu sagen „steht auf, lasst uns gehen.“ Jesus fand diese Kraft, obwohl Gott selbst in seinen Gebeten still zu bleiben scheint.

Während seines Kampfes im Gebet bat er seine Jünger mit ihm wach zu bleiben, doch sie fielen immer wieder in den Schlaf.

Mit dem folgenden Satz überließ Bruder Matthew mich meinem Wanderweg, meiner Glaubensreise:

We are all called to give our lifes in all simplicity.“

 

Weise mit, Herr, deinen Weg […], dass ich deinen Namen ehre.“ Psalm 86,11

 

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Eine spontane Wanderung zur inneren Ruhe

Einfach drauf los

Ich stehe gerade zwischen Studienabschluss und Job. Das heißt ich habe einiges geschafft, vieles hat sich verändert und Unbekanntes liegt vor mir.

Die freie Zeit, die sich mir jetzt bietet habe ich neben anderem für eine Glaubensreise genutzt. Jedoch habe ich mich bewusst gegen das Reisen in weite Ferne entschieden. Eigentlich wollte ich die deutschen Wanderwege erkunden, doch das unbeständige Wetter machte mir weniger Lust darauf.

Sonntags im Gottesdienst der KölnWest Kirche wurde am Rande Taizé, ein Kloster in Frankreich, erwähnt. Zu diesem Kloster fahren vor allem Jugendliche bis 30 Jahre. Bevor ich es selber gemerkt habe war mir klar: da geht es für mich hin!

Zu meinem Mann sagte ich: „Dienstag habe ich ein Vorstellungsgespräch, Mittwoch fahre ich nach Frankreich.“ Natürlich gab er mir seinen Segen. Montags habe ich mich bei Taizé angemeldet, einen Bus gebucht und zwei AirBnB-Schlafplätze organisiert. Mir blieb gerade noch genug Zeit zum packen. Ehe ich mich versah bot sich mir folgender Ausblick:

 

Plötzlich in Burgund

Von Dijon aus wanderte ich drei Tage lang durch Burgund nach Taizé. Neben den täglichen 20 km zu Fuß legte ich den Rest der Strecke per Bus oder Anhalter zurück.

Da ich so unverhofft aufgebrochen bin brauchte ich mindestens einen halben Tag um zu realisieren, dass ich gerade einfach mal so durch Burgund watschel.

Die Sonne kam immer wieder zwischen den Wolken hervor, viele Schmetterlinge begleiteten mich auf dem Weg und Steine knirschten unter meinem schnellen Schritt. Es war wunderbar alleine zu wandern und das straffeste Tempo zu gehen das mir möglich war.

Wie die Schmetterlinge

Meine Gedanken flogen am ersten Tag wild durch die Gegend. Von Weinstöcken zum Himmel, zur Erde und mit den Schmetterlingen davon.

Einfach weiter machen

Nach einem wohltuenden warmen Bad fiel ich hundemüde ins Bett und schlief so tief und früh wie lange nicht mehr. Am nächsten Morgen tat mir immer noch der ganze Körper weh und ich wusste nicht, wie ich wieder in die Wanderschuhe und mit dem Rucksack losziehen sollte.

Doch ich tat es! Als ich wieder warm gelaufen war vergingen die Schmerzen.

Die Überwindung wurde belohnt. Es sollte der schönste Wandertag überhaupt werden. Ich verließ immer wieder meine Wanderroute für Wege die mich mehr reizten.

Wenn das Schöne übertroffen wird

Nachdem ich mein zweites Frühstück luxuriös an einem Picknicktisch in der Sonne einnehmen konnte, wurde der Glaube, dass es besser nicht kommen könnte, wiederlegt.

Ich wanderte durch Frankreichs Weingärten sowie Sonnenblumenfelder und fand ein geheimes Paradies:

Die einzige Chance zum Schwimmen während meines Frankreichaufenthaltes habe ich sofort genutzt. 🙂 Was kann es besseres geben nach einem anstrengenden Wandertag?

Frei und flexibel

Diese Pause am Nachmittag dehnte ich mit Vergnügen aus. Anschließend beendete ich nach einer weiteren Stunde Wandern per Anhalter meinen Tagestrip. In Charlon-sur-Saône schlief ich bei Floriane, einer ganz wunderbaren Frau mit zwei tollen Jungs. Ich bekam wieder ein heißes Bad, ein gutes Abendessen und tolle Gespräche bei Tee auf ihrem Balkon.

Der Kontakt mit mir selbst

Nachdem ich mir morgens die Stadt angeschaut habe fuhr Floriane mich zum Bahnhof. Hier setzte ich mich zunächst in ein Café und schrieb einen Brief. Die Stille beim Wandern konfrontierte mich mit einem Thema das mir schwer auf dem Herzen liegt.

Anschließend nahm ich den Bus, der theoretisch von Chalon-sur-Saône direkt nach Taizé fährt. Ich jedoch stieg aus, als wir mitten durch die Weinberge fuhren und wanderte. Allerdings nicht die geplanten 20 km. Ich hatte meine Hüften und Füße zu sehr strapaziert. Nach 12 km nahm ich wieder einen Bus, der mich direkt bis nach Taizé Communauté brachte.

Was steht hinter dem wandern?

Die drei Tage wandern waren eine gute Vorbereitung auf die Zeit der Einkehr in Taizé. Körperliches Auspowern führt dazu, dass ich mich innerlich freier fühle. Es nimmt nicht das weg, was mir eventuell auf der Seele liegt, aber es nimmt zum Teil die Dinge weg, die irrelevant sind, mit denen ich mich aber trotzdem beschäftige. Was bleibt sind die Dinge, die mich wirklich ausmachen und mit denen sich jede Konfrontation lohnt.

Mein Mann fragte mich, was ich mir von dieser Reise erhoffe. Meine Antwort war kurz und doch inhaltsschwer:

Ich wünsche mir die heilsame Gegenwart Gottes zu erfahren.

Auf welche Glaubensreise des Herzens mich das brachte habe ich euch in diesem Beitrag Berichtet.

Vielleicht können wir uns eines Tages zusammen auf diese Reise begeben. Zumindest den Wanderweg kenne ich … 😉

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Was will Jesus eigentlich, das wir sind?

Was hat Gott sich dabei gedacht?

Was war Gottes Intention, als er uns Menschen schuf?

Welches Ziel hatte Jesus, als er auf diese Welt kam?

Was hat er sich mit uns Menschen eigentlich gedacht?

Geht man Gedanken über Gott nach, kommen viele Fragen auf. Und das ist auch gut so. Diese Fragen sind es wert, sich mit ihnen auseinander zu setzen.

Nehmen wir mal an, es gibt einen Gott. Und dieser Gott hat uns Menschen geschaffen. Dann muss es doch einen Grund geben, wieso wir geschaffen  wurden.

Back to the roots

Heute gehe ich einer ganz grundlegenden Frage nach und überlege, ob Jesus etwas zur Beantwortung dieser beiträgt:

Was will Gott eigentlich, das wir sind?

Im ersten Moment liegt es auf der Hand. Wir sollen Christen sein, gläubige Menschen.

Was bedeutet das?

Viele Christen schwimmen heutzutage in einer Vorstellung von sich selber als Christ ohne zu wissen, was Gott sich von ihnen wünscht. Ich glaube, das liegt daran, dass dieser Begriff so schwammig und ungreifbar ist.

Was verstehen wir, die wir uns Christen nennen, eigentlich darunter?

„Christen“, eine Beleidigung

Jesus selbst hat nie von „Christen“ geredet. Die Bezeichnung kam erst nach seinem Tod für diejenigen, die nach seiner Lehre lebten. Es war zunächst als Beleidigung gedacht.

Jesu Sicht auf uns

Jesus hingegen sprach von Nachfolgern, die er auch Jünger oder Schülern nannte.

Sein letzter Auftrag an seine Freunde lautet nicht, Menschen gläubig zu machen, sondern Menschen aller Völker zu seinen Jüngern zu machen und sie zu lehren, alles zu befolgen, was er selbst uns geboten hat.

Alles beginnt bei uns selbst

Das beinhaltet zunächst, dass wir bei uns selber anfangen. Wir können nichts weitergeben, was wir nicht selber sind.

Sehen wir uns als Christ oder als Jesu Jünger und Schüler?

Würde das überhaupt einen Unterschied machen?

Ich bin mir sicher!

Was bedeutet es Schüler Jesu zu sein?

Schüler zu sein ist ein klarer umrissener Auftrag Jesu, als einfach nur „Christ“ zu sein. Eines der zentralen Aspekte eines Lebens als Schüler Christi ist es, seine Lehre gehorsam umzusetzen. Es ist nicht die Spiritualität, die unserem evangelikalen Glauben zu fehlen scheint, sondern der Gehorsam. Aus Gehorsam kann reine Spiritualität entstehen.

Fragen an Gott werden auch zu Fragen an uns

Lernen wir von Jesus? Sitzen wir zu seinen Füßen und sind gebannt von seiner Weisheit? Sind wir uns bewusst, dass er der beste Lehrer zur heutigen Zeit ist?

Egal welchen Beruf wir ausführen oder welches Projekt vor uns liegt: Er ist der Meister darin.

Sind wir uns dessen bewusst und fragen ihn nach seiner Meinung, egal worum es geht? Sei es wissenschaftliche Forschung, Kindererziehung, Arbeitssuche, Einkäufe für die Feiertage, Urlaubsplanung… fragen wir Jesus nach seiner Meinung, weil uns bewusst ist, dass er in allen Dingen dieses Universums der Master ist? Er hat es geschaffen, er kennt es in- uns auswendig.

Sehen wir uns selber als Schüler und ihn als unseren höchsten Lehrer an, dem wir vertrauen und folgen?

Das Wissen um Gott alleine reicht nicht

Gottes Wort warnt uns, dass es nicht um den blosen Glauben geht.

In Jakobus 2, 19 steht:

Du glaubst, dass es nur einen Gott gibt? Du tust wohl daran! Auch die Dämonen glauben es — und zittern vor Angst!“

Der Glaube als eine Form von Wissen, dass es Gott gibt, bewirkt noch keine Beziehung zu Gott. Auch die Dämonen wissen, dass es Gott gibt — und lehnen sich gehen ihn auf.

Nicht das Wissen der Existenz Gottes ist es, was Gott in uns bewirken möchte. Er möchte, dass wir unsere Herzen ihm zuwenden. Er möchte, dass das Wissen über seiner Existenz dazu führt, dass wir seine Jünger und Schüler werden. Wir sollen nicht nur wissen, dass es ihn gibt, wir sollen ihm zuhören und nachfolgen. Wir sollen nicht nur daran glauben, dass er es gut mit uns meint. Unser Verhalten soll dieses Vertrauen ausdrücken.

Gnade bedeutet nicht Passivität

Das Verständnis des Christseins aus reiner Gnade kann dazu führen, dass wir ziel- und haltlos umherirren.

Ja, ich glaube an die Erlösung aus Gnade; doch mit einem klaren Auftrag für alle: Machet zu Jüngern… und fangt dabei bei euch selbst an. Gnade ist das Gegenteil von Verdienst, jedoch nicht von Einsatz. Die Veränderung zu Jesus hin ist kein passiver Prozess, wir müssen uns willig daran beteiligen.

Gnade ist das Gegenteil von Verdienst, jedoch nicht von Einsatz.

 

Die Bibel sagt uns, dass wir für unser eigenes Verhalten verantwortlich sind. Nicht vor Menschen, sondern vor Gott selber. Unser Ziel sollte es nicht sein, vor Menschen als „guter Christ“ darzustehen. Unser Ziel sollte eine innige, intime und vertraute Beziehung zu Gott selbst sein. Das Wirken des Heiligen Geistes in uns wird von ganz alleine sichtbar werden.

Wer also die Sehnsucht verspürt, ein Leben für Jesus mit Ausstrahlung zu führen, sollte sein Schüler und Lehrling sein.

Setz dich doch mal wieder zu Jesu Füßen und sei sein Schüler.

Übrigens lernten die Jünger selbst drei Jahre lang von Jesus, bevor er ihnen den Auftrag gab, andere zu Nachfolgern zu machen. Also sollten auch wir in die Lebensschule Gottes gehen. Wenn wir Schüler sind und Gott in uns Gestalt annimmt, haben wir etwas Echtes zu bezeugen. Ich wage also die Vermutung, dass Jesu Schüler zu sein unser Hauptauftrag ist.

Was denkst du?

Mit Sicherheit hast du viele Gedanken zu diesem Text. Erzähle mir von ihnen in den Kommentaren und wir können diskutieren.

Habe ich vielleicht zu einfach gedacht? Oder zu radikal? Zu romantisch? Sieht das Leben eingentlich ganz anders aus? Suchst du Gott und findest ihn nicht?

Ich freue mich von dir zu lesen,

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Die kleine Flamme wieder entfachen lassen

Als ich nicht mehr schreiben konnte…

Ich habe lange nicht geschrieben. Manchmal habe ich es noch gerade so hinbekommen, abends Tagebuch zu schreiben. Versuchte ich jedoch, einen geistreichen Blogbeitrag zu verfassen, flogen meine Gedanken von A nach B oder blieben einfach bei A stecken. Ich hatte keine Ahnung worüber ich schreiben sollte – ich hatte kein brennendes Herz, das die Quelle meiner Gedanken sein konnte. Ein Herz, das keine Leidenschaft hat, kann keine leidenschaftlichen Texte produzieren.

feuerwz

… weil der Alltag mich verzerrte.

Bei mir war in den letzten Monaten viel los und ich habe ich mir immer weniger Zeit genommen, die ich bewusst in der Gegenwart Gottes verbracht habe. Wie soll mein Herz für Gott brennen, wenn ich es nicht von ihm entfachen lasse?

Ein Teufelskreis beginnt: Gottes Nähe ohne ein brennendes Herz zu suchen, ist bei der alltäglichen Ablenkung gar nicht so leicht.

Versteh mich nicht falsch. Das Feuer für Gott im Herzen erlischt nicht automatisch, wenn man 1-2 stressige Wochen und wenig Zeit für ihn hat. Der Schalter wird – Gott sei Dank – nicht einfach umgelegt.

Bei mir war es ein schleichender Prozess der letzten Monate, der durch Entscheidungen mit fraglichen Motiven verstärkt wurde und dazu führte, dass ich mich Gott sehr fern fühlte.

Luther sagte einst so passen:

Wenn du viel zu tun hast, musst du noch mehr beten.“

Das habe ich diesmal verpasst. Bei mir war so viel los und ich habe mich so sehr drauf eingelassen aktiv zu sein, dass ich das aktive Sein aus den Augen verloren habe – das aktive Sein in Gottes Gegenwart.

Eines folgt auf das Andere und durch fehlendes brennen für Gott wurde ich von Versuchungen des Alltags hingerissen. Was es wiederum noch schwieriger macht, Gottes Nähe zu suchen.

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Dann wird die Sehnsucht so groß…

Doch ich habe gemerkt, dass meinem Herzen etwas fehlt, dass meine Seele Gottes Liebe braucht und, dass ich nur in Gottes Gegenwart wirklich durchatmen kann.

Ich habe tief eingeatmet … mir bewusst gemacht, wo ich gerade stehe, und im ausatmen … puuuhhhhh … alles Gott übergeben. Mit dem nächsten tiefen Atemzug spürte ich, wie Gottes Geist mich wieder ein Stück mehr erfüllt hat.

Ich habe mich Gott wieder neu hingegeben. Die Entscheidung dazu war ein kleiner Kampf. Diese Hingabe an Gott bedeutet die Aufgabe dessen, was mich die letzten Wochen von ihm abgehalten hat. Das fällt mir schwer, doch ich weiß (auch wenn gerade eher vom Kopf her als vom Herzen), dass Gottes Gegenwart mein Herz mehr erfüllt, als alles andere dieser Welt.

… und mein Herz verlangt nach Gott.

So habe ich langsam und leise mein Herz wieder für Gottes Reden geöffnet und bin so dankbar, dass sein Flüstern noch da ist. Ich hatte es schon oft, dass Gott ganz konkret auf meine Gedanken geantwortet hat, sei es durch eine Predigt, auswendiggelernte Bibelverse, ein gutes Gespräch oder anderes. Oft bin ich dann spazieren gegangen und meistens waren es mehrere der aufgezählten Elemente, die Gott in meinen Gedanken zu einem großen, passenden Gedanken vereinte und plötzlich erfüllte seine Wahrheit mein Herz.

img_5603wz2Ich bin noch nicht ganz auf diesem himmlischen Höhenflug, aber ich habe mein Herz wieder geöffnet und sehne mich danach, wieder zu brennen für Gottes Gegenwart.

Und plötzlich, als ich mein Herz in Gottes Nähe geöffnet habe, kribbelten meine Finger und ich wollte wieder schreiben – ich konnte wieder schreiben. Ich konnte wieder schreiben, was ich wirklich bin und empfinde. Ich konnte sagen, dass ich mich wieder neu auf die Reise in die Nähe Gottes mache – meine ganz persönliche Glaubensreise.

Diese Reise ist eigentlich ein innehalten. Innehalten, durchatmen und das tun, was wirklich bedeutend für mich ist: Zeit in Gottes Nähe verbringen.

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Ein Leben mit Gott ist voller Herausforderungen

Aufs Neue nehme ich die Herausforderung eines Lebens nach Gottes Herzen an. Und aufs Neue wird mir bewusst: Wenn ich einfach so vor mich hin blödel`, werde ich Gottes grandiosem Plan für mein Leben nicht gerecht.

Ein lieber Pastor sagte oft: Ein Glaube der stillsteht, ist ein Glaube, der eingeht. Dies habe ich in den letzten Wochen erlebt und bin bereit, die kleine Pflanze meines Glaubens wieder zu pflegen, den Funken wieder entfachen zu lassen und die wichtigste Beziehung meines Lebens wieder bewusst zu gestalten.

Gott sei Dank, dass er mich immer wieder aufs Neue geduldig aufnimmt.

Wie geht es dir? Fühlst du dich Gott auch manchmal so fern?

Nimm doch die Herausforderung mit mir an,

in tiefer Liebe Christi verbunden,

Gottmitdir,deineJulia2

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Wo ist die grüne Aue, von der alle sprechen?

Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grünen Auen und führt mich zu stillen Wassern.“ – Psalm 23,1+2

Wenn ich unzufrieden bin, kommt mir dieser Vers manchmal automatisch in den Sinn.

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln

Zunächst rückt dies meinen Blickwinkel auf Gott, weg von den Umstände in meinem Leben, die gerade zum Himmel stinken.

Mir mangelt es an nichts. Zumindest an nichts, was sich einfach ändern lässt.

Unsere Mangel sind nicht die finanziellen. Meistens nicht.

IMG_0419WZMir mangelt es an Ruhe im Herzen.

Er weidet mich auf grünen Auen und führt mich zu stillen Wassern

Das spüre ich meistens außerhalb des Alltags.

Wenn ich die Welt ausknipse und ruhig werde vor Gott.

Doch das schaffe ich nicht immer.

Manchmal spüre ich von den stillen Wassern reichlich wenig. Ich finde die grüne Aue nicht, von der David, der Psalmist, schreibt.

Mein Wasser ist gerade sprudelig.

Doch ich weiß, dass Gott auch dann treu bei mir ist.

Sprudelwasser

Mein Sprudelwasser ist zusammengesetzt aus einer kleinen Portion Unsicherheit, einem Schuß Enttäuschung und ein wenig Unzufriedenheit. Zudem kommen Mineralien des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.

Einmal durchgeschüttelt ergibt das eine explosive Mischung. Das spüre ich gerade.

Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grünen Auen und führt mich zu stillen Wassern.“

Das wiederum spüre ich gerade nicht!

Ich spüre wenig Gelassenheit, wenig Ruhe, und ein wenig Frust.

Gott spüre ich trotz alldem!

Doch die „grüne Aue“ ist höchstens eine kleine Lichtung im Wald umgeben von vielen dunklen Tannen.

Ich sehe die grüne Aue und die stillen Wasser in meinem Leben gerade nicht.

Ich spüre es nicht, aber ich glaube es!

Ich glaube, dass Gott für mich ist!

Ich glaube, dass er den Sturm in mir stillen wird.

Und ja, ich vertraue darauf, dass ich bald wieder auf einer grünen Aue picknicken und Erdbeeren essen werde.

Bis dahin wird Gott mich führen, wenn ich im Dickicht der Tannen die Orientierung verloren habe.

GuteReise,Ju

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Für andere beten heißt für andere kämpfen – Ein ganz besonderer Akt der Liebe

Fürbitte

Vor einigen Monaten habe ich einen Beitrag über das Gebet geschrieben. In dem Artikel ging es um das Gebet als Halt in den eigenen Lebensstürmen.

Heute schreibe ich wieder über das Gebet.

Das Gebet als einen ganz besonderen Akt der Liebe.

Als Fürbitte für andere.

Für jemanden bitten

Im Gebet können wir für andere einstehen.

Paulus richtet einen Hilferuf an seine Glaubensgeschwister:

Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch unsern Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, dass ihr mir kämpfen helft durch eure Gebete für mich zu Gott. Römer 15,30

Anderen kämpfen helfen

Mir gefällt dieser Gedanke. Wir können durch unser Gebet jemand anderem kämpfen helfen.

Wie oft habe ich mich schon machtlos gefühlt, wenn es um Nöte anderer ging.
Dann folgte oft der allseits bekannte Satz:

Ich bete für dich.

Gerne bete ich sofort mit der Person zusammen, oft jedoch erst später alleine. Viel zu oft bleibt es bei diesem einen Gebet.

Kampf

Das heißt es bleibt bei der Kampfansage

Eine lehre Drohung?

Gib mehr als eine Kampfansage!

Die härtesten Kämpfe sollten mit Ausdauer umbetet werden.

Diese Ausdauer im Gebet für den anderen ist eine demütige Form des Dienens.

Gottes Wort ermutigt uns an vielen weiteren Stellen unablässig zu beten.

Wer kämpft für was?

Paulus wusste, dass der geistliche Kampf in der geistlichen Welt ausgetragen wird.

Er holte sich Verstärkung.

Soldaten, die auf dem Schlachtfeld beten.

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Augenzeuge

Was machst Du, wenn Du andere Menschen kämpfen, straucheln oder fallen siehst?

Bist Du bereit Zeit und Herz zu investieren?

Bist Du bereit, neben der praktischen Hilfe, inständig, ausdauernd und treu zu beten?

Der Heilige Geist seufzt für uns

Du möchtest beten, doch weißt manchmal einfach nicht wie?

Du hast das Gefühl, dass Du deine Gedanken, Gefühle und Bitten nicht „angemessen“ vor Gott bringen kannst?

Auch Paulus kannte dieses Gefühl.

Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Römer 8,26

Ich verstehe das so, dass der Geist Gottes unsere Anliegen vor Gott vertritt. Und das selbst wenn wir nicht immer die passende Art und Weise finden, zu beten.

Wenn ich für jemanden im Gebet kämpfe, dann bitte ich den Heiligen Geist, dieses Anliegen vor Gott für mich zu vertreten. Ich befehle die Situation dem Herrn an. immer wieder. am liebsten jeden Tag.

Wir dürfen den Kampf der anderen Person immer wieder vor Jesu Füße legen, Gott anbefehlen und ihren Kampf mitkämpfen.

Es gibt Menschen, für die ich gerade nichts anderes tun kann. Ich kann nicht einmal mit ihnen reden, aber ich kann für sie zum Herrn schreien.

Wir dürfen beten, wenn ihnen die Worte fehlen.
Dürfen für sie glauben, wenn ihnen die Hoffnung fehlt.
Dürfen kämpfen, wenn sie kraftlos sind.

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Und dann dürfen wir erleben, dass Gott zuhört, dass Gott da ist und dass er handelt.

Ich kämpfe für das Herz einer zerbrochenen Frau; für eine frustrierte Ehe; für einen Menschen in Abhängigkeit; für eine Liebe in aussichtsloser Lage, die Gesundheit

Und ich darf erleben, dass Gott eingreift. Ich darf voller Dankbarkeit sehen, dass sich Situationen zum Guten wenden. Manchmal bleibt mir der Mund offen stehen, wenn ich erlebe, wie Gott antwortet.

Ich bete nachts intensiv mit einem Freund für eine Situation, die seit Wochen unverändert aussichtlos scheint und am nächsten Morgen geschehen große positive Veränderungen.

Die Ehe, die mir vor vier Wochen frustriert vorkam, ist auf einer Sommerstraße angekommen. Ich bin davon überzeugt, dass das vor allem durch ihr gemeinsames Gebet für ihre Ehe geschehen ist.

Es gibt viele Situationen, in denen ich Gottes Wirken sehen durfte. Diese motivieren mich noch mehr zu beten, denn Gebet bewirkt wirklich etwas.

Eine tiefe Art zu lieben

Zum Schluss möchte ich noch betonen, dass das Gebet für andere eine ganz besondere Art zu lieben ist.

Ich stehe für sie ein, kämpfe für sie. Ich investiere mein Herz und meine Zeit, damit Gott in ihre Situation eingreift.

Die Kampfansage durch das Gebet ist eine ganz besondere Form des Dienstes an anderen Menschen.


Die Kampfansage durch das Gebet ist eine ganz besondere Form des Dienstes an anderen Menschen.


 

Meistens wissen die anderen gar nicht, wie leidenschaftlich wir für sie beten. Es ist ein Dienst, der still im Verborgenen geschieht und dem anderen zum Besten dient.

Für mich ist es etwas Besonderes für jemanden die Hände zu falten, auf die Knie zu gehen und anderen Menschen auf diese Weise zu dienen.

Wie sieht es bei Dir aus?

Hast Du auch diese Freude beim Beten für andere?

Oder hast Du während des Lesens gedacht: das hört sich ja schön an, sieht bei mir in der Praxis aber ganz anders aus.

Erzähl mir von deinen Erfahrungen, Gebetserhörungen oder deinem Frust.

Gottmiteuch,eure

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L.M.A.A. ihr Sorje

L.M.A.A. ihr Sorjen!

… mer lääve dä Augenbleck

Ich stecke gerade mitten drin im Leben. So wie wahrscheinlich fast jeder von euch. Ich habe meinen Bachelor fast hinter mich gebracht. Hierfür fehlen nur noch der letzte Schliff an meiner Bachelorarbeit und eine Klausur. Freiheit ist es, die anschließend auf mich wartet. Zumindest auf gewisse Weise.
Wenn ich die ersten drei Jahre Studium abgeschlossen hat, steht der Flieger Richtung Philippinen schon bereit. Was einerseits Freiheit bedeutet, bedeutet auch Arbeit, neue Unsicherheiten, Verluste und Risiken. Von den Nebenwirkungen ganz zu schweigen. 😉 Ich werde knapp 6 Monate in einem Kinderheim mithelfen, dazu aber an anderer Stelle mehr!

Im Rückblick auf vergangene Monate, mit Fokus auf die gegenwärtige Bachelorabschlussphase und der Vorahnung der Reise auf die Philippinen gibt es einiges, worüber ich mir Gedanken machen kann. Hinzu kommt alles, was in meinem sonst so normalen Alltag an-, fest- und in den Sternen steht.

IMG_5069aMit Sicherheit ist es den vergangenen Karnevalstagen geschuldet, dass mir das Lied Viva Colonia der kölschen Band die Höhner in den Kopf kam. Daraus ist auch der oben zitierten Satz. Manche fragen sich vielleicht, ob Karneval noch andere Folgen bei mir hinterlassen hat. Aber nein, ich habe zu meiner normalen – mich hin und wieder heimsuchenden – Rechtschreibe- und Wortfindungsschwäche nicht auch noch kreative Wortneuschöpfungen entwickelt. Dieses Gebrabbel nennt sich Kölsch und ist ein sehr amüsanter und sympathischer Dialekt des Rheinlandes. [Wer nicht weiß, wofür L.M.A.A. steht = leck mich am Popo ;-)]

L.M.A.A. ihr Sorgen!

Wenn Karneval vorbei ist und das wahre Leben wieder vor der Tür steht, klopfen die Sorgen auch wieder an. Ich denke, ihr kennt das genauso gut wie ich. Bei all den Dingen, die im Alltag anstehen, bei all den Träumen und Erwartungen, die man an das Leben hat, passiert es schnell, dass ängstliche Gedanken über die Zukunft einen heimsuchen. Sorgen haben für mich vor allem etwas mit Unsicherheit zu tun. In bestimmten Bereichen des Lebens ist diese Unsicherheit in Ordnung. Bei subjektiv besonders bedeutsamen Aspekten führt empfundene Unsicherheit jedoch sehr schnell ins Grübeln und zu sorgevollen Nächten.

Ich finde diese Unsicherheit abscheulich!

Epiktet, ein Philosoph aus der Antike, sagte einst den schönen Satz: „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge.“ Auch der Emotionspsychologe Richard Lazarus nimmt an, dass nicht die (objektive) Beschaffenheit bestimmter Situationen für das Stressempfinden (oder auch die Angst) verantwortlich sind. Unsere Empfindungen werden viel mehr durch unsere subjektive Bewertung einer Situation beeinflusst.

Wenn wir erwarten, dass alles unter unserer Kontolle läuft, treiben wir uns selbst in die Sorgen. Wenn wir versuchen, Dinge zu beeinflussen und zu kontrollieren, werden unsere Sorgen nur noch größer – denn wir merken, dass funktioniert so nicht.

Sogar ich habe mittlerweile bemerkt, dass der Versuch zu kontrollieren nicht gut tut. Ende des Sommers 2014 lautete mein Lebensmotto deswegen: mehr beten, weniger kontrollieren! Dadurch nehme ich meine Aufmerksamkeit weg von den Dingen, die mir Angst machen und richte sie auf Gott, der meine Sicherheit in den Unsicherheiten ist. Diese Sicherheit ist er auch in den besonders bedeutsamen Dingen des Lebens.

Und somit sage ich ganz biblisch: L.M.A.A. ihr Sorgen!AlleureSorgen

Bibelstellen zu diesem Thema, in denen Gott uns durch sein Wort ermutigt, tröstet und aufrichtet gibt es unzählbar viele.

Alles schön und gut, aber was jetzt?

Solange dies nur eine schöne Theorie ist, hält sie dich nicht von Sorgen und Ängsten ab. Gott im Alltag die Sorgen abzugeben, ist meistens gar nicht so einfach. An Gott finde ich dabei aber besonders cool, dass er so geduldig mit uns Umwege geht. Er pflanzt immer wieder liebevoll wunderschöne Blumen an unseren staubigen Wegrand. Mit diesen Blumen möchte er uns seine Liebe und seine Fürsorge zeigen und uns neue Leichtigkeit für unser Leben geben.

Über einen Blumenstrauß an der Quelle Gottes habe ich übrigens schon einmal geschrieben.

 

IMG_8612akompriWir können diese Blumen Gottes gießen und zum wachsen bringen, indem wir unser Vertrauen immer wieder auf Gott ausrichten. Das können wir tun, indem wir unserem Herzen, dass mit einer neuen Sorgenattacke anklopft, sagen, es soll mutig und stark im Vertrauen auf Gott sein.

„Sei mutig und stark! Fürchte dich also nicht, und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst“ (Josua 1,9).

Und hey, keine Sorge! Wenn dir das mal nicht gelingt, und du die schönen bunten Blumen am Wegrand wie ein Trampeltier einfach plattgewälzt hast, sei dir gewiss: Gott hat in weiser Voraussicht schon längst neue Blumensamen ausgestreut und möchte dir seine Treue und Fürsorge am liebsten sofort wieder zeigen. Sind wir bereit sie zu sehen, oder verdeckt der aufgewühlte Staub unserer Sorgen unseren Blick für das gute Ganze Gottes?

Pflücke doch mal wieder einen Blumenstrauß!

Das meine ich ganz ernst. Langsam aber sicher kommt der Frühling. Gehe mal wieder raus und pflücke einen Blumenstrauß. Achte dabei auf die Schönheit der Natur. Es gibt so vieles, was man übersieht, wenn man mit Sorgen beladen durch das Leben läuft.
Pflücke einen echten Blumenstrauß aus Löwenzahn, Gänseblümchen, Kirchblütenzweigen, Rosen aus dem Nachbarsgarten, Weidenröschen und was dir sonst so auf deinem Weg begegnet. Mit diesem Blumenstrauß kannst du deiner Nachbarin (am besten nicht der, deren Rosen du gepflückt hast!) eine Freude machen.

Um deiner eigenen Seele etwas gutes zu tun, kannst du auch Gottes Blumen auf deinem Lebensweg einsammeln. Wenn du bereit bist, Gottes Fürsorge und Liebe zu sehen, dann wirst du irgendwann einen Blumenstrauß haben, der viel aufregender ist als der Sorgenstaub in unserem Alltag.

Dieser Blumenstrauß, macht den Staub zwar nicht unsichtbar (so einen hätte ich gerne für meine Wohnung), er erinnert uns aber immer wieder daran, dass der Staub in unserem Leben uns nicht überwältigen muss. Er zeigt uns, wenn wir in Gefahr geraten, unsere Aufmerksamkeit wieder auf unsere Sorgen zu richten: Schau mal hier, diese Schönheit ist ein Zeichen der Liebe Gottes für dich!

 Blumen

Und wenn ich normalerweise nicht mit Gott kommuniziere?

Wenn du mit den Sorgen deines Lebens gewöhnlich nicht zu Gott gehst, dann probier es doch heute mal aus. Du wirst überrascht sein, wie viele Blümchen- nein ganze Blumenwiesen – Gott für dich bereit hält. Rede einfach mit ihm wie mit deinem besten Freund, erzähl ihm von deiner Not und bitte ihn, dir zu helfen.
Wenn er diese Blumen so wunderbar kleidet, wie viel mehr wird er sich um dich kümmern? Also was bleibt besseres, als:

L.M.A.A. ihr Sorje, mer lääve dä Augenbleck!?

Erzählt mir in den Kommentaren von den kleinen Blumen, die Gott auf euren Weg gesäht hat, um euch auf seine Liebe aufmerksam zu machen. Ich bin gespannt darauf!
AllesBeste,Julia